Die Bücherschmuggler von Timbuktu : von der Suche nach der sagenumwobenen Stadt und der Rettung ihres Schatzes

English, Charlie, 2018
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Medienart Buch
ISBN 978-3-455-50372-2
Verfasser English, Charlie Wikipedia
Beteiligte Personen Dedekind, Henning Wikipedia
Beteiligte Personen Schlatterer, Heike Wikipedia
Systematik B1 - Belletristik ab 16 J.
Schlagworte Bibliothek, Mali, Reisebeschreibung
Verlag Hoffmann und Campe
Ort Hamburg
Jahr 2018
Umfang 428 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Charlie English. Aus dem Engl. von Henning Dedekind und Heike Schlatterer
Illustrationsang Ill.
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Kurt Haber;
Ein faszinierender Blick in die Geschichte Afrikas. (ER)
Timbuktu ist ein Mythos - einst so reich, dass sogar die Sklaven Goldschmuck getragen haben sollen. Die abgelegene Stadt am Niger verfügt aber über einen ganz besonderen Schatz: eine der größten Bibliotheken mit mittelalterlichen Schriften. Als im Jahr 2012 die Stadt von Islamisten eingenommen wird, fürchtet man um die Vernichtung dieser Schriften. Doch eine Gruppe von Bibliothekaren und Archivaren schmuggelt - mit finanzieller Unterstützung aus dem Ausland - die Bücher unter Lebensgefahr aus der Stadt.
Diese Geschichte aus der Jetztzeit verknüpft der Autor mit der fieberhaften Suche nach der geheimnisvollen Stadt: Ab dem 18. Jahrhundert brachen immer wieder Expeditionen aus Europa dorthin auf, in der Hoffnung, unermessliche Goldschätze zu finden. Die meisten scheiterten und was man entdeckte, war nicht Gold, sondern Papier - Manuskripte, Bücher.
Dieses Buch fesselt, da es einerseits ein Roman, andererseits Sachbuch und abenteuerlicher Expeditionsbericht ist. Darüber hinaus zeigt der Autor einmal mehr auf, was wir Europäer von unserer "Überlegenheit" gegenüber der "Dritten Welt" zu halten haben.

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Quelle: Pool Feuilleton;
Lesenden Patrioten drückt es heute noch das Wasser in die Augen, wenn sie sich daran erinnern, wie beim Brand der Wiener Hofburg 1992 die Feuerwehr im einen Abschnitt gelöscht und die Polizei im anderen Sektor wertvolle Bücher gerettet hat. In einer Bücherkette des Volkes werden die nationalen Schätze gerettet, obwohl niemand vor und nach dem Brand in diesen Büchern gelesen hat.
Bücher können die Seele und das Geheimnis einer Stadt sein, wie es das sagenumwobene Timbuktu beweist. Über diese Stadt in Mali steht in jedem Reiseführer, dass es sie zweimal gibt, einmal als realen Ort und einmal als Mythos von Schriften.
Der Journalist Charlie English nimmt den Putsch in Mali 2012 zum Anlass, um die Geschichte Timbuktus auf ungewöhnliche Weise aufzuarbeiten. Einmal fädelt er die Entdecker und Kolonialherren auf, die auf dem Weg nach Timbuktu verschollen gegangen sind oder auf dem Weg dorthin alles vernichtet haben, wie etwa die Belgier unter ihrem König Leopold. Zum anderen ist die jüngste Geschichte um Al Kaida in den Fokus der Berichterstattung geraten, als während der Despotie wertvolle Schriften angeblich vernichtet worden sind.
Der Autor stellt zwei Thesen über die Geschichte der sagenhaften Timbuktu-Bibliothek auf. Gemessen am Wüten der Europäer sind die Kämpfer Al-Kaidas ein Lercherlschas. Und wäre die Bibliothek nicht UNESCO-Weltkulturerbe gewesen, wäre ihr von vorneherein nichts passiert, da es sich ja in der Hauptsache um islamische Schriften handelt.
Unter den Schlagwörtern Besatzung, Zerstörung und Befreiung werden die Monate rund um die Revolte aus der Sicht eines Bibliothekars beschrieben, der sich als "Responsable", als Verantwortlicher für Schriften versteht. Dieser Schatzverwalter hat die Angriffe der internationalen Kunsthändler-Lobby genauso abzuwehren wie die physischen Attacken auf den Manuskripte-Bestand. Als klar wird, dass die Rebellen die Bibliothek plündern werden, organisiert sich wie bei der Wiener Hofburg das Volk und schmuggelt die Bestände in kleinen Dosen aus der Stadt hinaus und den Fluss Niger hinunter.
Allmählich werden die Schätze jetzt nach der Befreiung wieder an die Originalstätten zurückgebracht, freilich ist einiges in den Kunstmarkt gewandert. So ist diese Al-Kaida-Story vielleicht eine große Tarnaktion gewesen, um die Sachen zu verscherbeln.
Charlie English erzählt die Geschichte Timbuktus als Geschäftsmodell zwischen Zerstörung und Mystifizierung. Allein die Überlegung, dass die entdeckenden und erobernden Europäer dumme Barbaren sind, die unter dem Deckmantel von Oxford-Bildung alles niedermetzeln oder aufkaufen, was sich ihnen in den Weg stellt, lässt die Geschichte der Kolonialisierung in einem neuen Licht erscheinen.
Und auch die Bibliothekare, die üblicherweise mit zittrigen Händen ins Ehrfurchtskoma verfallen, wenn sie ein altes Buch sehen, müssen sich die Frage stellen, ob sie nicht Teil eines Geschäftsmodells sind, das sie mit Lesemythen übertünchen.
Helmuth Schönauer
Exemplare
Ex.nr. Standort
16208 B1, Eng

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