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Annotation: Stilles Jugendbuch über das Glück, für eine Tätigkeit als Superheld nur eines wirklich beherrschen zu müssen: zu leben. Rezension: Heiß ist der Sommer in Minneapolis und das Leben dort klebrig wie die Limonade in den städtischen Bäckercafés. Eines von ihnen wird, sieht man von einer Tausendschar honigrünstiger Bienen ab, vor allem von drei Menschen bevölkert: dem siebzehnjährigen Zap, der dort arbeitet, seinem fast gleichaltrigen, im Rollstuhl sitzenden Kollegen Joseph und dem neunjährigen Mädchen Enzo, das - mit einem mechanischen Bleistift und bohrenden Fragen bewaffnet - beiden Jungen den letzten Nerv raubt. Während Zap Gebäckstücke sortiert und Bienen verscheucht, erzählt er Geschichten über Superhelden, die von Enzo ganz entschieden nicht geglaubt werden. Vor allem die Geschichte vom Superhelden Joseph, der beim Versuch, seine Mutter zu retten, von einer Klippe gesprungen ist und überlebt hat. Joseph kann dazu nur eines sagen: nein. Immer wieder. Seine wahre Geschichte indessen verschweigt er, zumindest 169 Seiten lang. Dann, eines Tages, hört er auf zu schweigen, und das, was er sagt, ist viel kleiner als jede Superhelden-Story. Aber auch viel größer. Nein, "Falling Boy" ist kein Roman, in den man hineinfällt und den man, nach einer weichen Landung, nicht mehr verlassen will. Im Gegenteil, man muss lange klopfen, bis man hereingebeten wird, und das liegt vor allem daran, dass die Autorin auf einen herkömmlichen Plot weitgehend verzichtet. Es geschieht nicht viel mehr, als dass sich ein paar schwitzende Menschen unterhalten und sich einer von ihnen, Joseph, ein bisschen verliebt. Aber wenn man sich geduldig an einen der Cafétische setzt, den brillanten Dialogen lauscht und sich auf die vielschichtigen Figuren einlässt, dann wird man zum Schluss des Buches belohnt werden - mit einem Finale, das, so still es auch sein mag, eine Wucht ist und allem, was zuvor zur Sprache kam, literarische Absolution erteilt. Manchmal ist ein extravaganter Spannungsbogen nämlich gar nicht vonnöten, denn auch Menschen sind Geschichten, auch ihr Fallen, auch ihr Trotzdem, alles Geschichten. *ag* Susan Kreller |